Wie damit umgehen?
   Hyperakusis-Alltag ...

Das war doch gar nicht so laut ",
" Du bist aber empfindlich ",
" Stell Dich nicht so an "
, ...
sind vermutlich Kommentare, die viele Betroffene nur all zu gut kennen.

Wer von Hyperakusis betroffen ist, der empfindet ...
den Geräuschpegel auf der Straße, am Arbeitsplatz, beim Hallensport, bei einer angeregteren Diskussions-, fröhlichen Kneipen- oder Geburtstagsrunde, auf einem Fest, im Konzert, im Kino oder Theater oft als unerträglich,
... ebenso wie das ...
Hupen von Autos, Motorengeräusche, Sirenen von Feuerwehr- oder Polizeifahrzeugen, das Zuschlagen von Türen, scheppernde Einkaufswagen, bellende Hunde oder fröhlich juchzende Kinder.

Aber auch ganz alltägliche Begleitgeräusche, wie die, einer elektrischen Zahnbürste, eines Elektrorasierers, eines Föns oder Staubsaugers, das Verschieben von Stühlen, das Klingeln eines Telefons oder Rauschen von Wasser werden zur Belastung, genauso wie das Klappern von Geschirr und Besteck oder die Geräusche von Küchenmaschinen.

Menschen mit Hyperakusis sind, je nach Unbehaglichkeitsschwelle*, in ihrer Teilhabe am normalen Leben z.T. sehr stark eingeschränkt. Doch ihre mit der Geräuschüberempfindlichkeit verbundenen Probleme werden vielfach von anderen nicht ernst genommen. Echte Hilfe und Unterstützung erfahren sie nur selten.

Da den meisten Mitmenschen weder das Phänomen 'Geräuschüberempfindlichkeit' als Krankheit, noch der Begriff 'Hyperakusis' bekannt sind, kann von Nicht-Betroffenen weder Verständnis noch Rücksichtnahme vorausgesetzt, geschweige denn eingefordert werden.

Entsprechend sind die Betroffenen selbst dafür verantwortlich, andere zu informieren und für Verständnis zu werben.
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Offener und vorausschauender Umgang

Es liegt in der Verantwortung der Betroffenen selbst, klar zu machen was geht und was nicht.

Informieren Sie ...
... in voraussehbar, die Ohren belastenden Situationen, bzw. in der akut
    unangenehmen oder schmerzhaften Situation selbst ...
... Ihre Partner, Familienmitglieder, Freunde, Arbeitskollegen oder sonstige  
   Mitmenschen über Ihre Hyperakusis und die für Sie damit verbundenen    
   Schwierigkeiten ...
   freundlich, kurz, verständlich und anschaulich.

Unter Umständen müssen Menschen mit Hyperakusis lernen, belastende Situationen vorauszusehen, hilfreiches Verhalten vorauszuplanen, auszuprobieren und zu üben.

Darüber hinaus sollten Sie so lange nach Heilungs- und Linderungs-möglichkeiten suchen und diese wirklich und auch über einen ausreichend langen Zeitraum ausprobieren, bis Sie das für Sie passende Heilungskonzept gefunden haben.
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Freundliche, aber bestimmte Abgrenzung

Lernen Sie sich gegenüber für Sie zu lauten Mitmenschen freundlich und wenn es sein muss auch bestimmt abzugrenzen.

Legen Sie sich kurze, aussagekräftige Formulierungen zurecht, wie z.B. ...
" Entschuldigen Sie. Können Sie bitte etwas leiser sprechen?
- Das tut mir weh. -
Ich habe eine Ohrenverletzung."    
Oder ...    
... halten Sie sich gut sichtbar die Ohren zu und verziehen Sie 
dabei ruhig das Gesicht.


Zeigen Sie Ihren Mitmenschen
" Das tut mir weh ".


Verzichten Sie auf lange Erklärungen oder Rechtfertigungen, es sei denn, Ihr Gegenüber bittet Sie darum. ... >

Wenn Sie z.B. in einer Runde sind, wo Sie wissen, dass ein bestimmter Teil-nehmer besonders laut werden kann, können sie folgendes ausprobieren:

Entweder, Sie suchen sich gezielt einen Platz, wo Sie vermutlich möglichst wenig beeinträchtigt werden oder Sie setzen sich direkt neben die besagte Person.
Vorweg könnten Sie diese evtl. schon mal auf Ihr Problem hin-weisen und um Rücksichtnahme bitten.

Außerdem können Sie in Situationen, in denen die Person zunehmend lauter wird, sie immer mal wieder zur Erinnerung berühren.

Das sollten Sie aber zuvor mit der oder dem Betreffenden abgesprochen haben.                                        ... >

In Cafés oder Restaurants, in denen nur wenige Gäste sind, aber die Musik sehr laut ist, können sie jemanden vom Personal mit Hinweis auf ihr Problem bitten, diese leiser zu stellen.

Erfahrungsgemäß wird ihnen das nur in den seltensten Fällen verwehrt und führt oftmals gleichzeitig dazu, dass sich die allgemeine Gesprächs-lautstärke im Raum ganz automatisch reduziert.
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Hörschutz?!

Aussagen, z.B. von Ärzten oder Hörgeräteakustikern, wie ...
" Sie sollten KEINEN Gehörschutz tragen " oder
" Sie sollten laute Situation NICHT meiden ", usw. ...
sind, in dieser verallgemeinernden Form, NICHT HILFREICH.

Besser müsste es heißen ...
Sie sollten NUR Gehörschutz tragen, wenn es NOTWENDIG ist " oder ...
"Sie sollten laute Situation nicht meiden, aber für den Fall, dass es FÜR SIE ZU LAUT wird, FÜR AUS-REICHENDEN SCHUTZ sorgen."

Also achten Sie darauf, dass Sie in entsprechenden Situationen guten Gehörschutz griffbereit haben. ...>

IHR LEITSATZ muss sein:
- Laute Situationen NICHT meiden -     aber ...
- NIE ÜBER DIE SCHMERZGRENZE    
                     HINAUS GEHEN
. -

Das heißt, unterscheiden lernen zwischen ...
ein 'bisschen unangenehm', 'unangenehm', 'sehr unangenehm' und 'unerträglich'. Das ist oft gar nicht so einfach und muss meistens erst einmal gelernt werden.

- Die Zähne zusammenbeißen aber                  ist grund-ver-kehrt.-

Ab 'sehr unangenehm' sollten Sie Gehörschutz tragen, egal ob Sie oder andere finden, dass das 'sch ... ße' aussieht oder sich aus der entsprechenden Situation zurückziehen, unabhängig davon was andere denken (könnten).
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Wenn Sie keine Hand frei haben, Sie sich also nicht spontan die Ohren zuhalten können, macht es Sinn, sich vorher etwas in die Ohren zu stecken oder einen Kapselgehörschutz aufzusetzen (... z.B., wenn sie einen Reifen wechseln oder in jeder Hand eine Einkaufstüte tragen müssen).

Nur so sind Sie vor unerwarteten Lärmattacken geschützt, wie plötzlich losschreiende Kinder oder einer Feuerwehrsirene.

Wenn bei Ihnen eine MRT durchgeführt werden soll, weisen Sie den Arzt vor der Untersuchung darauf hin, dass Sie einen ihrem Problem angemessenen Gehörschutz tragen müssen. Wenn Sie Ihren Kapselgehörschutz tragen möchten, besprechen Sie das vorher mit dem Arzt. Mit einem Hörschutz komplett aus Kunststoff sollte das kein Problem sein. Achten Sie darauf, dass diese Absprache in Ihre Akte eingetragen wird, damit es später keine Diskussionen z.B. mit einer Schwester gibt, die von Ihrem Problem nichts weiß.

Überlegen Sie, ob es Sinn macht bei der Untersuchung, zusätzlich zum Kapselgehörschutz, Ohrstöpsel zu tragen.
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Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben

Für Menschen mit Hyperakusis ist die Teilnahme an gesellschaftlichen Zusammenkünften und kulturellen Veranstaltungen eine echte Herausforderung.

Familienfeiern, Einladungen zum Essen in größerem Kreis, Kino-, Theater-Konzertbesuche oder die Teilnahme an Sportveranstaltungen sind für die Betroffenen anstrengend und belastend bis unmöglich

Der Wechsel zwischen laut und leise zwingt die Betroffenen zu angespannter Konzentration und wiederholtem
' - Finger auf die Ohren - ', ' - Stöpselchen rein, Stöpselchen raus - ', ' - Kapselgehörschutz auf- und ab - ' oder der Suche nach einem ruhigeren, ohrenverträglicheren Plätzchen.

Man ist in permanenter Anspannung, um ja 'keins auf die Ohren zu bekommen', was aber letztendlich nicht immer gelingt. Und manch einer hat einfach keine Lust Geld für eine Konzertkarte auszugeben, um Musik dann durch Gehörschutz in einer Qualität zu hören, als lausche man an einer Tür.

Spezielle Geräte, die Menschen mit Geräuschüberempfind-lichkeit die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben erleichtern, gibt es im medizinischen Bereich nicht.

Auch die Hörgeräteindustrie bietet hierfür keine Hilfen an.

Eine Verbesserung für viele Situationen, in denen man nur hören und nicht sprechen muss, kann eine "selbstgebaute" Hörhilfe sein.

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Hyperakusis-Hörhilfe

... selber 'bauen'!
- Zwei Lösungen -

Lösung 1: Hierzu brauchen Sie ...                      
      - ein tragbares Aufnahmegerät (Field-  recorder mit 3,5 mm Anschlüssen für
Mikrofon und Kopfhörer und,
GANZ WICHTIG!, einem Volume-Drehrad
für schnelle Lautstärkeanpassung
(digitale Tasten o.Ä. sind zu langsam,
  wenn mal ganz schnell leiser gestellt
werden muss),
- sogenannte binaurale Mikrofone (weiße 'Knöpfe' links u. rechts mit silbernem
Kabel) mit 3,5 mm Klinkenanschluss,
- InEar-Kopfhörer mit 3,5 mm Klinkenan-schluss, gutem Klang und
guten Isolationseigenschaften.

Fielrecorder mit Mikrofonen (weiße 'Knöpfe') und InEars

Falls die InEars keine ausreichenden Lärmisolation bieten, wäre es möglich zusätzlich noch einen Kapselgehör-schutz darüber zu tragen.  

 Das Aufnahmegerät kann man dann z.B. in der Jackentasche oder einer separaten Gürteltasche verstauen.

Pötter-Mikrofon mit Magnet am Hemdkragen, Kable unter Hemd und ACx2 in Gürteltasche

Pötter-Mikrofon mit Magnet am Hemdkragen, Kable unter Hemd und ACx2 in Gürteltasche

Gürteltasche mit ACx2

Gürteltasche mit ACx2

Die Kabel von Mikrofonen und InEars können unter einem Hemd/einer Bluse versteckt am Rücken entlang geführt werden.

Nachdem man die Aufnahmeempfind-lichkeit der Mikrofone eingestellt hat, lässt sich die Umgebungslautstärke über das Volume-Drehrad nach Bedarf anpassen.

Vor allem in Konzertsituationen ist das, gegenüber dem Hantieren mit Gehörschutz, schon eine enorme Verbesserung der Klangqualität und Erleichterung.

Allerdings bleibt einem auch jetzt nicht erspart, permanent konzentriert und vorausschauend die Umgebungslautstärke zu beobachten, um potentiell schmerzhaft laute Momente vorherzusehen und rechtzeitig leiser zu stellen.

Mikrofone von Soundman mit Unterlegscheibe u. Magneten

Mikrofone von Soundman mit Unterlegscheibe u. Magneten

Mikrofone von Ohrwurm mit Haarklammer

Mikrofone von Ohrwurm mit Haarklammer

Pötter-Mikrofon mit Haarklammer am Hemdkragen

Pötter-Mikrofon mit Haarklammer am Hemdkragen

mit Haarklammer

mit Haarklammer

Pötter-Mikrofon mit Magnet am Hemdkragen

Pötter-Mikrofon mit Magnet am Hemdkragen

mit Magnetscheibe

mit Magnetscheibe

                                                                                                                                        


Lösung 2:

Ein Teilnehmer der Hyperakusis-Selbsthilfegruppe berät seit mehreren Jahren die hessische Firma Pötter Audio-Systems bei der Entwicklung einer komfortableren und für das Gehör sichereren Lösung. - Herausgekommen ist dabei der Akusis Control ACx2.*

Das Besondere am Akusis Control ACx2 ist, dass er über einen individuell einstellbaren Limiter und einen 5-Band-Equalizer verfügt.

Mit dem individuell einstellbaren Limiter kann jeder die Lautstärkeobergrenze so einstellen, wie es für ihn am angenehmsten ist!

Ist der Limter einmal richtig eingeregelt, kann man sich, anders als bei 'Lösung 1', entspannt zurücklehnen und das Geschehen genießen.

Pötter-ACx2 mit InEars und Mikrofonen

Der 5-Band-Equalizer ermöglicht es zusätzlich, als schmerzhaft empfundene Frequenzen abzuschwächen, individuell zu trainieren (vgl. auch hörzentrierte Musiktherapie* und Apps*) oder Bereiche, in denen man schlechter hört anzuheben.

Das Gerät stellt noch keine Komplett-lösung dar und muss ebenso, wie in 'Lösung 1' beschrieben, zusätzlich durch binaurale Mikrofone und InEar-Kopfhörer des selben oder anderer Hersteller ergänzt werden.

Die Firma Pötter Audio-Systems hat inzwischen auch zwei binaurale Mikrofon Sets zum Kombinieren mit InEar-Hörern entwickelt, die nur noch über ein am Ende geteiltets Hauptkabel mit zwei 3,5 mm Klinkenanschlüssen verfügen.

Ob diese Entwicklung für Hyper-akusisbetroffene Sinn macht, wird von der Geräuschisolationsfähigkeit der InEars und von der Geräuschem-pfindlichkeit der Betroffenen abhängen.

Selbsthilfe-Treffen


jeden 2. Mittwoch im Monat*

- um Voranmeldung wird gebeten -

Veranstaltungsort

Freizeitstätte
„Mireille Mathieu“
Boelckestr. 102
12101 Berlin (Tempelhof)

Kontakt

E-Mail: kontakt(ät)hyperakusis-selbsthilfe.de

Tel.: 030 749 25 0 27

- gut zu erreichen meist gegen 18:00 Uhr -

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